Die Taubermühle
Die Taubermühle ist der größte Hof in der Gemeinde Wettringen, mit einer fast 500 jährigen Geschichte. Sie hat im letzten
Jahrhundert öfters den Besitzer gewechselt. Das jetzige Wohngebäude mit der Mühle stammte aus dem Jahr 1802, es steht unter
Denkmalschutz.
Nach einem Brand wurde im Jahr 1974 Stall und Scheune neu gebaut.
Max Treiber vom Schaichhof und sein Schwager Gemmerich von Pleidelsheim waren Besitzer von 1934 bis 1964. Die Familien
waren immer nur vorübergehend hier wohnhaft. Der Hof wurde von verschiedenen Pächtern und Verwaltern bewirtschaftet.
Im Herbst 1909 machte Leonhard Michael Gehring auf der Taubermühle bankrott. Unter großem Geldaufwand hatte er wenige
Jahre vorher eine Spiritusbrennerei eingerichtet, doch verstand er nicht zu sparen und haushalten. Verschiedene hier ansässige
Familien wurden dadurch dauernd geschädigt, daß sie zugunsten Gehrings Wechsel unterschrieben hatten. Die gerichtliche
Untersuchung ergab eine den Gesamtwert des Gutes weit übersteigende Schuldensumme.
Gehring selbst erhielt zwei Jahre Zuchthaus. Bei der öffentlichen Versteigerung des Anwesens am 7. Januar 1910 blieb
Meistbietender Hauptlehrer Bergdolt von hier. Schließlich gelangte das Gut in den Besitz des Creditvereins Schillingsfürst, der es
wieder um ca. 100.000 Mark an den Gutspächter Treiber verkaufte.
Georg Bergdolt, seit 1905 Hauptlehrer in Wettringen, verwickelte sich nach Abgang des Taubermüllers Gehring, beim Neuverkauf
er Mühle in gewagte Spekulationen, infolge dessen er von seinem eigenen Vermögen 20.000 Mark einbüßte. Er wurde schließlich
körperlich und geistig so krank, daß er um zeitweilige Pensionierung nachsuchen mußte. Am 1 April 1911 zog er nach
Wassertrüdingen.
Am 1 April 1913 früh verunglückte Eugen Treiber in der Taubermühle tödlich, als er mit dem Polieren eines Schleifsteins beschäftigt
war, wobei dieser entzwei brach, ihm die linke Schädeldecke einschlug und die Wirbelsäule brach. Er war 32 Jahre alt und in
Stetten im Remstal geboren, wahrscheinlich war er ein Bruder von Paul Treiber.
Zu jener Zeit waren viele Arbeiter im Steinbruch des Taubermüllers beschäftigt, darunter viele Italiener, auch Frauen und Mädchen
haben dort gearbeitet. Der Sandstein wurde in Gailnau auf dem Bahnhof verhandelt und in verschiedenen Städten zum Bauen
verwendet. Der Hauptbahnhof in Stuttgart soll zum Teil mit den Steinen aus der Taubermühle gebaut sein. So der Bericht eines
Zeitgenossen.
Georg Peter Gall war Besitzer der Taubermühle, als nach der Sage die Weissagung der Zigeuner in Erfüllung ging, das die
Taubermühle abbrennen sollte, wenn die von ihnen gepflanzte Eichen gefällt würden. Gall hat auch die Mühle wieder aufgabaut, so
wie sie heute noch steht.
Die ganze Familie (Jörg Beck) ist auf dem Epitaph im Chor unserer Kirch dargestellt. Auszüge aus der „Act von Taubermühle von
1518“ im Stadtarchiv Rothenburg:
„Lienhard Becken erhält 12 Gulden väterlich und mütterlich Gut.
Lienhard Brosam von Wettringen verheiratet seine Tochter an den Burkhardt Becken, Taubermühle 1524.
Leonhard Taubermüller klagt gegen Heinz Leidenberger, daß dieser die 10 Theil am Handlohn nicht geben wolle. Weil sie zuvor
das Lehen auf der Taubermühle miteinander bestanden. Indem aber der Lehnherr Hanß Fürbringer nur einen allein zum
Lehenmann angenommen, ist der Streit antstanden 1525. Dahero man hernach auch die Zeugen verhört.“
1527, „Gering klagt wider den Becken, daß er diese Mühle nicht baue, sindern eingehen lasse.“
1528 , „Beck bittet ein Mitleiden mit ihm zu haben, weil er schrecklich zerschlagen worden. Und um dieser Schlagerei willen, ist der
Jung in den Thurm gesprochen worden.“
1524, Lienhard Beckh, der Junge, Schwestern: Margaret und Barbara, Burckhart Beckh, wahrscheinlich ein Bruder, Gering ist
Tochtermann.
1586, Lienhard Beck, Taubermüller, klagt wegen eines anderen Weges von Kleinansbach auf der Seemühle und Reichenbach
gehend.
1659, der Taubermüller bittet in Rothenburg um Nachlaß etlicher herrschaftlicher Schulden. „Derer auf der Taubermühle stehenden
Schuldenposten so Conrad Beck zu bezahlen hat.
200 Gulden an die Steuerstuben,
115 Gulden seinem Bruder Michael,
60 Gulden der Schwester,
40 Gulden seinem Bruder Leonhard,
48 Gulden der Mutter Bruder,
60 Gulden an Taglöhner,
13 Gulden an einen Wirt in Rothenburg,
7 Gulden Wirt zum Weißen Rößlein in Rothenburg,
731 Gulden Verschiedenes.“
Insgesamt 1274 Gulden, viel Geld für die damalige Zeit.
„1534: Gerichtshandlung Burckhardt Becken, uff der Taubermühlen, Hanßen Beckhen, sein Bruder daselbst am Gericht zu
Wettringen. Leohnhard Beckh hat die Taubermühlen seinem SohnHanß Beckh zu kaufen gegeben.
Burckhardt sollte 100 Gulden erhalten, da Hanß Beckh, der Taubermüller seinem Bruder wegen der von seinem Vater
überlassenen Taubermühle 100 Gulden Capital schuldig worden, solchs aber nicht bezahlen wollen.“
Quelle: Wettringen - Häuser und Höfe, von Georg Schmidt, Schneider Druck GmbH, Rothenburg o.d.T.